Advent und Weihnacht 2021

NEWSLETTER DEZEMBER 2021

Liebe Freundinnen und Freunde der Kirchenmusik!

Sehr geehrte Damen und Herren!

Eine sehr schöne Aufführung von Haydns Nelsonmesse zur Liturgie des Christkönigssonntags liegt hinter uns. Die Wahl des Stücks war passend wie kaum jemals zuvor in unserer Chorgeschichte: eine „Missa in angustiis“, eine Messe in (Zeiten der) Bedrängnis, der Enge, die in dramatischem d-Moll beginnt. Es wird eng, um uns herum. Viele fühlen sich nun wieder eingesperrt, eingeengt von Maßnahmen und Vorschriften, ja Zwang, doch so richtig eng wird es auf den Intensivstationen unserer Spitäler, wo das Schlimmste erst noch vor uns liegt. Dort geht es um Leben und Tod; bei den Bedrängnissen vieler Anderer, die sich so sehr eingeschränkt fühlen, im Vergleich dazu um ein Luxusproblem.

Auch die Chorvereinigung hat in vielfacher Hinsicht in dieser Pandemie Schaden genommen. Zuerst der erste Lockdown, der aus unserem Programm ab März 2020 Makulatur gemacht hat, dann, als wir letzten Oktober ein Zeichen des Neubeginns setzen wollten, ein Chorcluster, der viele nur vorübergehend, aber einige auch schwer und nachhaltig in ihrer Gesundheit beeinträchtigt hat, danach der verwundete Rückzug des Gesamtchors in einen weiteren, langen Lockdown, in dem viele Sängerinnen und einige Sänger uns inzwischen aus verschiedenen Gründen verlassen haben. Die Chorvereinigung hat sich verkleinert, bleibt auf hohem Niveau singfähig, muss aber bei der Auswahl der Messen auf die geänderten Verhältnisse Rücksicht nehmen.

Unter diesen Verhältnissen konnten wir im September und Oktober als deutlich verkleinerter Gesamtchor (im Unterschied zum noch kleineren Ensemble im Frühjahr) unter anderem unser Mozart-Repertoire, auf Hochglanz geputzt, präsentieren. Der nun in kraft getretene 4. Lockdown zwingt uns erneut in den Rückzug, doch gestaltet unser Musikalischer Leiter MMag. Pixner weiterhin die Hochämter. Singen wird aber nicht der Chor, sondern ein Ensemble aus unseren großartigen Solist*innen. Die Ensemblegröße entspricht den Vorgaben der Erzdiözese, bzw. der Bischofskonferenz, über die zur Zeit erlaubte musikalische Gestaltung der Liturgie. Wir sehen die Aufführungen der Messen in so einer Besetzung als Chance, wiederum Neues darin zu entdecken und die musikalische Substanz der Kompositionen, der Pracht des Chor- und Orchesterklanges entkleidet, zu genießen. Diese Werke, mit denen wir im Advent und zu Weihnachten die Hochämter gestalten, werden wie immer weiter unten im Newsletter vorgestellt.

An dieser Stelle darf ich auch melden, dass unsere monatelang zugestaubte Homepage genau jetzt, während der Abfassung dieses Textes, durch eines unserer neuen Vorstandsmitglieder, DI Johannes Vass, wieder in Betrieb gesetzt wurde. Unter www.chorvereinigung-augustin.com finden Sie nun wieder das aktuelle Programm. Unser Webauftritt wird im Laufe der nächsten Wochen und Monate weiter aktualisiert und erneuert.

Da unser langjähriger Obmann Hartwig Frankl nun „zur Seite getreten“ ist und sich im Oktober nicht neuerlich zur Wahl gestellt hat, dankenswerterweise aber nach wie vor höchst aktiv mitarbeitet und seine reiche Erfahrung zur Verfügung stellt, wende ich mich nun erstmals als neu gewählter Obmann der Chorvereinigung an Sie. Ich lade Sie ganz herzlich ein, auch in dieser Zeit der Dunkelheit und Bedrängnis – auch das ist Advent! – mit uns zu feiern und sich diese wunderbare Musik Licht, Wärme und Hoffnung sein zu lassen.

Cantare amantis est!

Ihr Martin Filzmaier

Sonntag, 28. Nov. 2021, 10:30 Uhr: 1. Advent

Hans Leo HASSLER (1564-1612): Missa secunda

Die Missa secunda von Hans Leo Haßler, der uns vor allem durch seine Madrigale und Tanzlieder bekannt ist, ist ganz offenbar auf eine entsprechende Vorlage komponiert. Ihre daraus hergeleitete Thematik führt zu einem durchgängig tänzeri­schen Schwung, nur durch einige innigere Passagen unterbrochen. Der Tradition folgend, hat auch Haßler die Anfangsworte von Gloria und Credo nicht vertont, da diese vom Priester in gregorianischem Choral angestimmt wurden. Der Originaldruck stammt aus dem Jahre 1599.

 

Sonntag, 5. Dez. 2021, 10:30 Uhr: 2. Advent

Josef Gabriel RHEINBERGER (1839-1901): „Missa St.Crucis“, Messe in G-Dur op. 151

Rheinberger, geb. 1839 in Vaduz, gest. 1901 in München. Schüler von J.G. Herzog, J.J. Maier und Fr. Lachner. Gilt als einer der bedeutendsten Lehrerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts; wirkte ab 1859 als Lehrer an der Königlichen Musikschule in München, später als Professor für Komposition und Orgel; 1877 Hofkapellmeister. Aus seinem umfangreichen Opus ragen die 20 Orgelsonaten hervor; wertvoll sind neben den Kammermusikwerken auch seine geistlichen und weltlichen Chorwerke.

Rheinberger komponierte die Missa St. Crucis op. 151 im September 1882. Sie enthält einprägsame, wunderschöne Motive und vermeidet extreme Stimmlagen. Die einzelnen Sätze sind harmonisch reich gestaltet, mit viel Sinn für Klang und mit den für Rheinberger typischen überraschenden Modulationen.

Der Beiname der Messe ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Rheinberger die Komposition 1883 selbst erstmals in der Karwoche in der Allerheiligen Hofkapelle in München zur Aufführung brachte. Später führte er die „Missa in G-Dur“, wie sie auch schlicht genannt wird, auch außerhalb der Fastenzeit auf. Wie alle Werke dieses international nicht überaus bekannten Komponisten, bringt die Missa St. Crucis starke Emotionen im Dienste der Liturgie zum spannenden Ausdruck.

 

Mittwoch, 8. Dez. 2021, 10:30 Uhr: Mariä Empfängnis

Jehan ALAIN: Messe modale en septuor JA136

Jehan Ariste ALAIN, Bruder der bekannten französischen Organistin Marie-Claire Alain und des Komponisten Olivier Alain, wurde am 3. Februar 1911 bei Paris in Saint-Germain-en-Laye geboren. Sein Vater Albert Alain (1880-1971), ein Schüler von Guilmant und Vierne, wirkte als Organist seiner Heimatstadt und als Komponist religiöser Musik.

Schon im Alter von 13 Jahren ersetzte Jehan seinen Vater regelmäßig an der Orgel.

Er studierte am „Conservatoire National Supérieur de Musique“ in Paris, wo er Schüler von André Bloch, Georges Caussade, Paul Dukas, Roger Ducasse und Marcel Dupré war. 1936 wurde er zum Organisten der Kirche Saint-Nicolas de Maisons-Laffitte ernannt.

In seinem kurzen Leben schrieb Jehan Alain nicht weniger als 140 Werke für Klavier, Orgel, Kammermusik, Chor und Orchester. 1939 zur französischen Armee eingezogen, verlor er sein Leben am 20. Juni 1940 beim Einsatz in einer Sondermission bei der Schlacht um Saumur. Jehan Alain, der seit 1935 mit Madeleine Payan verheiratet war, wurde nur 29 Jahre alt; bei seinem Tod waren seine Kinder vier, zwei und ein Jahr alt.

Alains kompositorisches Schaffen wurde nicht nur durch die musikalische Sprache von Claude Debussy und Olivier Messiaen beeinflusst, sondern ebenso durch fernöstliche Musik, Tanz und Philosophie, das neu erwachte Interesse an der Musik des 16. bis 18. Jahrhunderts und den Jazz.

Das Werkverzeichnis Alains umfasst mehr als 140 Kompositionen. Er schrieb Musik für Klavier und Orchester sowie Vokal- und Kammermusik. Seine Bekanntheit verdankt er aber vor allem seinen Werken für Orgel.

In Fachkreisen gilt er als einer der wichtigsten französischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Wirklich bekannt ist er aber nicht, ganz im Gegensatz etwa zu Olivier Messiaen. Dabei ist Jehan Alains Musik leichter zugänglich. Alains Harmonik ist nicht atonal, sondern vielmehr oft durch archaisch anmutende Verbindungen geprägt. Besonders deutlich wird das in der kurzen, elegischen „Messe modale“ (6. August 1938) für Streichquartett, Flöte, Sopran- und Altsolo, die von den alten Modi ausgeht, den Kirchentonarten.

Als Solistinnen wirken mit: Ursula Langmayr, Sopran und Mari Nakajama, Alt.

Sonntag, 12. Dez. 2021, 10:30 Uhr: 3. Advent

Franz SCHUBERT (1997 – 1828): „Deutsche Messe“ D 872

Die Kirchenmusik hat Franz Schubert (* 31. Jänner 1797 in der Gemeinde Himmelpfortgrund, heute Wien-Alsergrund; † 19. November 1828 in Wien/Wieden) ein Leben lang begleitet. Der Zehnjährige wurde Hofsängerknabe im Stadtkonvikt (Ignaz-Seipel-Platz vorm. Universitätsplatz) der Siebzehnjährige führte in der Pfarrkirche Lichtenthal seine erste Messe (in F-Dur) auf, der Einunddreißigjährige komponierte einen Monat vor seinem Tod noch seine letzte lateinische Motette („Intende voci“).

Unter den vielen Kirchenkompositionen Schuberts errang die sogenannte Deutsche Messe die größte Popularität. Die „Gesänge zur Feier des heiligen Opfers der Messe“, wie der Originaltitel lautet, sind eine Bestellungsarbeit für den Wiener Professor an der Technischen Hochschule Johann Philipp Neumann, der auch die Texte der Messe verfasst hat. Über den äußeren Anlass der Komposition wissen wir nichts. Für den Chor der Hochschule, der keine Frauenstimmen besaß, kann sie kaum bestimmt gewesen sein. Die Originalbesetzung, vierstimmig-gemischter Chor, Bläser und Orgel, lässt eher an einen festlichen Gottesdienst in einer Pfarrkirche denken. Deutsche Gesänge im lateinischen Hochamt sind nicht erst seit dem 2. Vaticanum Brauch. Der reformfreudige Kaiser Joseph II. förderte den Gebrauch der Landessprache im katholischen Gottesdienst, und 1782 komponierte Michael Haydn (1737-1806) in Salzburg ein bis heute in Österreich und Süddeutschland populär gebliebenes „Deutsches Hochamt“. Schuberts Werk, für das er ein Honorar von 100 Gulden erhielt, errang seine größte Verbreitung nicht durch das relativ aufwändige Original, sondern die zahlreichen Bearbeitungen für Männerchor oder gar einstimmigen Volksgesang. Die schlicht-eingängige Melodik und modulatorische Komplikationen meidende Harmonik der acht Gesänge verraten dennoch die Handschrift Schuberts, des großen Liedmeisters. Bei aller Devotionshaltung, wie man sie von solchen Gesängen erwartete, meidet Schubert das nur Gemüthafte, wie es geringeren Kirchenliedern jener Zeit oft eignet. Freilich wird die Dignität dieser Musik nur in der Originalbesetzung und bei einem fließenden, rhythmisch korrekten Vortrag wie ihn die Chorvereinigung St. Augustin bietet, Ereignis. Wurde doch an keinem zweiten Werk Schuberts so viel gesündigt wie an der Deutschen Messe. Möglicherweise waren es diese „Vereinfachungen“, die Schuld an der zunächst ablehnenden Haltung seitens der Wiener kirchlichen Behörden trugen. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Werk für den Messgebrauch allgemein zugelassen.

Die Chorvereinigung St. Augustin

wünscht

Gesegnete Weihnachten!

 

 

 

 

 

Samstag, 25. Dezember 2021, 10:30 Uhr: Christtag

W. A. MOZART (1756-1791): „Spatzenmesse“ KV 220

Der größte Teil von Mozarts geistlicher Vokalmusik entstammt seiner Jugendzeit, in der er als erzbischöflicher Konzertmeister in Salzburg angestellt und zur Komposition orchesterbegleiteter Kirchenmusik verpflichtet war. Die Missa brevis ist bei Wolfgang Amadeus Mozart – den kirchenpolitischen Bestimmungen des Josephinismus entsprechend – eine konzentrierte und prägnante Vertonung des vollständigen Ordinariumstextes.

Von wenigen Ausnahmen abgesehen, schrieb Mozart seine geistlichen Werke im Dienst der Salzburger Erzbischöfe, vor allem des Erzbischof Colloredo. Mozart musste bei seinen Messkompo­sitionen dem „kurzen Geschmack“ des Erzbischofs Rechnung tragen. Einer Verfügung gemäß durften an „gewöhnlichen Sonntagen“ die fünf traditionellen Musikstücke des Gottesdienstes nicht länger als eine halbe Stunde dauern. Die 1775 in München entstandene, aber für Salzburg bestimmte Missa C-Dur KV 220 (196b) ist dafür ein prägnantes Beispiel. Die festliche Besetzung mit Pauken und Trompeten lässt erkennen, dass sie für einen Gottesdienst des Erzbischofs komponiert wurde. Wegen einer charakteristischen Violinfigur im Allegro des Sanctus erhielt diese Missa brevis im 19. Jahrhundert den Untertitel „Spatzenmesse“.

Die Spatzenmesse wurde wahrscheinlich am Ostersonntag, 7. April 1776, im Salzburger Dom uraufgeführt. Mozart verzichtete auf eine Zerstückelung des Ordinariumstextes in einzelne Nummern, auf ausgedehnte abgeschlossene Solosätze, auf Schlussfiguren sowie überhaupt auf kontrapunktische Abschnitte.