Auftakt des Chorjahres 2016/17: Mozart, Haydn und Schubert

Liebe Freunde der Kirchenmusik!
Sehr geehrte Damen und Herren!

Nach der erholsamen Sommerpause starten wir am 4. September mit der „Krönungsmesse“ von Mozart voll Freude in die neue Saison. Neben Nikolaimesse und Spatzenmesse gibt es mit der Messe in As-Dur von Franz Schubert (25.9.) bereits im September ein erstes Highlight.

Konzert: Am 2. Oktober ergibt sich für die Chorvereinigung St. Augustin die erfreuliche Gelegenheit, gemeinsam mit dem deutschen BundesJuristenOrchester unter der Leitung von Georg Dücker ein musikalisches Projekt zu realisieren. Nach dem großartigen Konzerterfolg mit Verdis „Messa da Requiem“ am 19. Mai d. J., ausverkauft bis zum letzten Platz, bietet uns diese deutsch-österreichische Zusammenarbeit die Möglichkeit, das Werk erneut aufzuführen. Unter geänderten Rahmenbedingungen – mit Gastorchester, Gastdirigent, Gastsolistinnen und -solisten, jedoch mit unserem Chor und am gewohnten Ort, in der Wiener Jesuitenkirche.

Die Aufführung in unserer Barockkirche ist jedes Mal ein aufwühlendes Erlebnis, das in keinem Konzertsaal erreicht werden kann. Machen Sie auch Ihre Freunde darauf aufmerksam und bestellen Sie ihre Lieblingsplätze bereits jetzt unter Tel. 0664-3366464 oder per e-Mail unter
bestellung@chorvereinigung-augustin.at. Nützen Sie die günstigeren Kartenpreise im Vorverkauf!

Eine neue CD ist erhältlich, die Große Messe in Es-Dur von Franz Schubert, der Mitschnitt des Konzertes vom 1. Juni 2015. Die Chorvereinigung St. Augustin in der Jesuitenkirche hat Schuberts Große Messe in Es seit Jahrzehnten im ständigen Repertoire. Wenn sie auch allein durch ihre bloße Länge die Dimension einer „normalen“ Messfeier sprengt, hat sie doch hier in der Jesuitenkirche einen festen Platz in der liturgischen Gestaltung und ist tief eingewurzelt in die Tradition der Wiener Kirchenmusik. Wie bei allen anderen von ihr gesungenen Messen folgt auch dabei die Chor­vereinigung in ihrem steten Bemühen nach höch­ster musikalische Qualität Schuberts Streben nach dem „Höchsten in der Kunst“.

Am Cover der CD prangt wieder ein Bild von Max Weiler (1910-2001), das Werk „Freudige Komposition“ aus 1992, zu besichtigen im Casino Innsbruck, das uns das Bild freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Die CD enthält ein 16-seitiges Booklet in Deutsch und Englisch, mit einem interessanten Artikel über „die auskomponierte Abgründigkeit in der Kirchenmusik“ von Martin Filzmaier, Biographien der Solisten und schönen Chor-Fotos.

Mit besten Grüßen!
Hartwig Frankl, Obmann

 

Zum Tod von KS Alfred Šramek

KS_Alfred_SramekLeider müssen wir abermals eine traurige Nachricht mit Ihnen teilen: unser beliebter, langjähriger Bass-Solist, Kammersänger Alfred Šramek, ist am 23. Juni im 66. Lebensjahr seinem schweren Leiden erlegen. Seit etwa 1976 musizierte er gemeinsam mit der Chorvereinigung in unzähligen Messen und Konzerten. Zuerst sang er in der Augustinerkirche, wo er unter Friedrich Wolf zum Stammsolisten­ensemble gehörte. 1993 verließ er die Augustinerkirche gemeinsam mit dem Chor und sang auch in der Jesuitenkirche Kirchenmusik ausschließlich mit uns. Als 2008 Krebs bei ihm diagnostiziert wurde, erschien eine weitere musikalische Zusammenarbeit vorerst schwierig. Doch Alfred Šramek sang mit der gleichen Hingabe, ob es die kleine Schubert-G-Dur-Messe war oder die Paukenmesse mit dem großen Bass-Solo. Sechs CD-Einspielungen zeugen von der erfolgreichen Zusammenarbeit: Nikolaimesse (1984), Dvorak Messe in D (1987), Credo- und Piccolominimesse (1991), Schubert Messe in F (1996) und Krönungsmesse (2011). Sein letzter Auftritt bei uns war die „Krönungsmesse“ am 5. Jänner 2014. Alfred Šramek war, wie er mir selbst bei einem Interview (Folder 2012-2.Hj) gesagt hat, „ein inspirierter, mystischer Mensch. Die Kirchenmusik ist mein Dankeschön an Gott für das Talent, das ich mitgekriegt habe, das mir diesen Beruf ermöglicht hat, sowohl in der Oper, als auch wenn ich Messen singe.“

Wir werden ihn gerne in Erinnerung behalten.

 

Sonntag, 4. September: W. A. Mozart  „Krönungsmesse“, KV 317 (1779)

Als Wolfgang Amadeus Mozart 1781 aus den Diensten des Salzburger Erzbischofs schied, konnte er 15 vollständige Messen vorweisen. Die „Krönungsmesse“ (Missa solemnis in C-Dur, KV 317, Messe Nr. 14) war im März 1779 komponiert worden.

Sie gehört zur Gruppe der „solennen Messen“ worunter das 18. Jahrhundert eine größere Ausdehnung der Komposition und eine reichere, den festlichen Charakter unterstreichende Instrumentalbesetzung verstand. Zum „Salzburger Kirchentrio“ (zwei Violinen, Instrumentalbass und Orgel) treten daher in dieser Messe Oboen, Hörner, Trompeten, Pauken und (als Chor- und Orchesterverstärkung) Posaunen und Fagott.

Der Überlieferung nach soll sie für die nahe der Stadt Salzburg gelegene Basilika Maria Plain geschrieben worden sein. Dort feierte man alljährlich – am 5. Sonntag nach Pfingsten – den Jahrestag der Krönung des Gnadenbildes mit einem Dankgottesdienst, 1779 mit der jüngsten „Missa in C“ des erzbischöflichen Hoforganisten W. A. Mozart.

Meisterliche Behandlung der Singstimmen und der Instrumente, vollendete formale Gestaltung, klassische Einfachheit und volksliedhafte Melodiebildung haben die Beliebtheit der „Krönungsmesse“ bewirkt. Die feine Kontrapunktik des Werkes weist schon auf den Spätstil der Wiener Zeit.

Der Name „Krönungsmesse“ stammt nicht von Mozart (*1756 in Salzburg, +1791 in Wien), sondern taucht erst 1873 erstmals auf.
Friedrich Wolf (aus dem CD-Booklet)

(Anmerkung der Redaktion: die von Wolf im damaligen CD-Begleittext weitergetragene Auffassung  vom Bezug des Messe zu Maria Plain wurde inzwischen in der Literatur einhellig widerlegt – s. auch frühere Newsletter-Ausgaben)

Als Solisten hören Sie Cornelia Horak, Martina Steffl, Gernot Heinrich und Markus Volpert.

Zum Offertorium singt der Chor „Lobet den Herren alle Heiden“ von Michael Praetorius (1571-1621).

 

Sonntag, 11. September: Joseph Haydn – „Nikolaimesse“ Hob. XXII:6 (1772)

Die päpstlichen Enzyklika „Annus qui“ von 1749 verlangt, Kirchenmusik als Dienerin des Wortes zu verstehen. Joseph Haydn trug den Bestimmungen Rechnung, indem er zwar die Instrumentierung zurücknahm, dem liturgischen Text aber in der „Missa Sancti Nicolai“ menschliche Empfindungen zuordnete. Schließlich sollte die Musik auch dem Auftraggeber, Fürst Nikolaus I. Esterházy gefallen, zu dessen Namenstag die „Nicolai-Messe“ komponiert wurde. So ist eine wohlklingend heitere Pastoralmesse entstanden mit schönen, mehrstimmigen Passagen und eingängigen Melodien für die Solisten.

Das Kyrie klingt nicht nach bußfertigem „Erbarme dich“ Die beinahe volkstümliche Melodie drückt Freude über den Beginn der Liturgie aus. Im Gloria singt die Sopransolistin ein großangelegtes „Gratias agimus tibi“. Große Einzelsoli findet man auch im „Credo“ nicht. Ein Quartett tritt an die Stelle, in dem der Tenorsolist durch das Glaubensbekenntnis führt. Der Solo-Bass tritt in einen spannenden Dialog mit Sopran und Alt. Diese wunderbare Gegenüberstellung von Chor und dem Solistenensemble gehört zu den herausragenden Momenten der Messe. Spielerische Terzen bestimmen das „Sanctus“. Haydn nimmt den Chor zurück, überlässt der Violine die Melodieführung und gibt den Hörnern klangmalerische Aufträge. Im „Benedictus“, lässt Haydn das „Gepriesen sei der Herr“ wieder variantenreich durch die vier Solostimmen verkünden. Beim „Agnus Die“ wirken Solisten, Orgel und Orchester klangmächtig zusammen, die mitreißende Wucht des Chores feiert das Lamm Gottes.

Werner Vogel/inFranken.de

Als Solisten wirken mit: Monika Riedler, Katrin Autzinger, Alexander Kaimbacher und Klemens Sander.

Zum Offertorium singt der Chor die Motette „Locus iste“ von Anton Bruckner. Das vierstimmige A-Capella-Graduale, komponiert 1869, versucht mittels schlichter Anlage und verhaltener Chromatik das „inaestimabile sacramentum“ (unergründliche Geheimnis) musikalisch zu beschreiben.

 

Sonntag, 25. September: Franz Schubert – Messe in As-Dur, D 678

Die Messe entstand 1819 bis 1822, die zweite Fassung von 1825 bis 1826. Im Gegensatz zu den anderen Messen hatte Schubert bei der Komposition der Missa solemnis in As-Dur keinen Auftrag oder ein bestimmtes Fest als Anlass. Das belegt schon die lange Zeit, welche die Komposition der Messe in Anspruch genommen hat: Schubert arbeitete mit Unterbrechungen von November 1819 bis Dezember 1822 an diesem Werk. Keines seiner Werke beschäftigte ihn länger als die  As-Dur-Messe. Ferdinand Schubert brachte die Messe vermutlich bereits 1822 oder 1823 in der Altlerchenfelder Kirche zu Wien zur Aufführung (er war dort Regens Chori). Diese erste Aufführung dürfte seinen Bruder Franz jedoch nicht zufrieden gestellt haben.

Als Schubert 1826 beabsichtigte, sich um die schon länger vakante Vizehofkapellmeisterstelle zu bewerben, überarbeitete er (wahrscheinlich angeregt durch Erfahrungen aus der ersten Aufführung) die Messe grundlegend, indem er z. B. den Chorpartien manche Abschnitte tiefer legte und instrumental unterstützte sowie die begleitenden Spielfiguren der Streicherstimmen vereinfachte und für das Ende des Gloria eine neue Fuge komponierte.

Diese zweite Fassung übergab er an den Hofkapellmeister Josef Eybler – den Nachfolger von Antonio Salieri – zur Aufführung in der Hofkapelle. Dieser schickte sie ihm jedoch mit den Worten „Die Messe ist gut, aber nicht in dem Styl componirt, den der Kaiser liebt” zurück. Für den Kaiser (Franz II., röm. Kaiser 1792-1806, als Franz I. Kaiser von Österreich 1804-1835) war auch die überarbeitete Version offenbar zu lang und noch immer zu schwierig.

Einzelne Sätze erklangen erst wieder 1863 im Leipziger Gewandhaus und 1874 im Wiener Verein der Musikfreunde unter der Leitung von Johannes Brahms. 1875 erschien eine erste gedruckte Ausgabe.

Als Solisten wirken Sandra Trattnigg (Sopran), Annely Peebo (Alt), Junho You (Tenor) und Josef Wagner (Bass).

Begnadet erscheint uns der kirchenmusikalische Stil des Komponisten mit der liedhaften und inbrünstigen Melodik bei gleichzeitig sakralmusikalischer Symbolik. Dies gilt auch für das 1819 entstandene, heute zum Offertorium erklingende „Salve Regina“ in A-Dur, D 676, für Sopransolo und Streicher, bei dessen Komposition Schubert einst wohl, wie schon bei einigen anderen Kirchenmusikstücken zuvor, an die Sopranstimme von Therese Grob gedacht hat, seine Jugendliebe und die Solistin in der Lichtentaler Kirche.

 

Sonntag, 2. Oktober: W.A. Mozart – „Spatzenmesse“, KV 220

Die sogenannte „Spatzen-Messe“ wurde vermutlich zwischen März und Juni 1775 in Salzburg geschrieben. Durch die Instrumentation mit Trompeten und Pauken gewinnt sie einen festlichen Charakter und wird so zur „Missa brevis et solemnis“. Mozart vernachlässigt die Kontrapunktik zugunsten homophoner Chordeklamation. Das „Dona nobis pacem“ ist zum ersten Mal in Mozarts Messenkomposition rückbezüglich zum Kyrie angelegt.

Entstanden ist sie wahrscheinlich in der Zeit, als Wolfgang Amadeus Mozart Konzertmeister am Salzburger Hof war. Und sie ist in mehrerer Hinsicht etwas Besonderes: Zum einen ist die „Spatzenmesse“ des Meisters erste „Missa brevis et solemnis“, also eine Mischform aus Stilelementen sowohl der Missa brevis wie der Missa solemnis. Wohl also ist eine solche Ordinariumsvertonung kürzer gefasst in Faktur und Umfang, mit nur sehr knapp gehaltenen Gesangssoli als kurze Einwürfe in das chorisch beherrschte musikalische Geschehen sowie ohne Arien (wenn in dieser Messe auch das Benedictus deutlichen Ariencharakter trägt). Dies war nötig, weil auf Geheiß des damals amtierenden Salzburger Fürsterzbischofs Hieronymus Graf von Colloredo ein Hochamt nicht länger als 45 Minuten dauern durfte. Mozart aber sah darin keine Gängelei, sondern Herausforderung und bereicherte die Messe durch Pauken, Trompeten und – fakultativ – drei Posaunen sowie ein Fagott als Gesangsstütze.

Ebenfalls neu in Mozarts Mess-Schaffen ist die zyklische Anlage. Diese musikalische Geschlossenheit wird erreicht durch den Rückgriff auf die Kyrie-Motivik im Agnus Dei. Übrigens – und dies ist die dritte Besonderheit – besitzt die Spatzenmesse durch und durch volkstümlichen Charakter mit einprägsamen Themen und einfacher musikalischer Struktur. Das heißt: keine ausufernden kontrapunktischen Finessen oder gar Fugen etwa in Gloria und Credo, sondern vielmehr empfindsame Melodik in Solo- und Chorpartien. Das jugendliche Opus Mozarts verdankt seinen Spitznamen „Spatzenmesse“ schließlich den Violinfiguren in Sanctus und Benedictus, die an Vogelgezwitscher erinnern.

Mozarts Missa in C, KV 220, ist somit ein zeitlos klangschönes, volkstümliches, gut aufführbares Festwerk, nicht allzu schwierig im Chorsatz sowie überschaubar im Umfang.

 

Sonntag, 2. Oktober: Giuseppe Verdi: „Messa da Requiem“ Beginn 19.30 Uhr

Die 1874 in Mailand uraufgeführte Messa da Requiem von Giuseppe Verdi ist das Zeugnis eines Künstlers, der sich die Wahrhaftigkeit der Menschendarstellung als oberstes Ziel setzte. Das gilt für seine Opern wie für das Requiem, dessen Text Verdi zu einer Darstellung von überwältigender Eindringlichkeit und Direktheit des Ausdrucks inspirierte. Mit großem dramatischem Impetus wird der Bogen geschlagen von den Schrecken des Jüngsten Gerichts im „Dies irae“ bis zur inbrünstigen Bitte um Errettung in „Libera me“, mit der Verdi, in Abweichung von der liturgischen Konvention, seine Komposition beschließt.

Das Werk hat sich bald nach seiner Uraufführung aus dem liturgischen Kontext gelöst und wird heute meistens konzertant aufgeführt. Diese Säkularisierung einer jahrhundertealten liturgischen Form hat ihren Grund nicht zuletzt in der kirchenkritischen Haltung des Komponisten. An der christlichen Grundhaltung des von einer tiefen Gläubigkeit erfüllten Werks ändert sich damit freilich nichts.

Die wahre Dimension dieses großartigen Kirchenmusikwerkes eröffnet sich jedenfalls auch dem Konzertbesucher im dafür perfekt geeigneten Raum: der prachtvollen barocken Jesuitenkirche am Ignaz-Seipel-Platz im 1. Bezirk. Die imperiale Gestaltung des Innenraumes mit seinem überschwänglichen barocken Schmuck, die Seitenkapellen mit ihren beeindruckenden Marmorsäulen, die subtile Beleuchtung und nicht zuletzt die wundervolle Akustik vermitteln ein ganz besonderes Konzerterlebnis.
Solisten: Melba Ramos (Sopran), Zoryana Kushpler (Mezzo), Thorsten Scharnke (Tenor) und Yasushi Hirano (Bass).

BundesJuristenOrchester unter der Leitung von Georg Dücker
Choreinstudierung: Andreas Pixner.

Eintrittspreise: Vorverkauf: Kat. A: 35,-/ Kat. B: 30,- (tel. Best.: 0664/3366464),  Abendkassa: 40,-/35,-