Chronik 2022

2022

Die Jesuitengemeinschaft und wir verabschiedeten uns von P. Fritz Sperringer am 12. Jänner um 13 Uhr mit einem – durch die Chorvereinigung mitgestalteten – Requiem in der Konzilsgedächt­nis­kirche Lainz (Schubert – „Deutsche Messe“). Das Begräbnis fand gleich danach, um 15 Uhr, auf dem Lainzer Friedhof statt. Es konnten viele, die ihn aus seiner Zeit als Kirchenrektor kannten, an der Verabschiedung teilnehmen.

Thomas Böttcher bei der Probe. Die Sopransolistin Monika Riedler springt als Korrepetitorin ein.

Die „Krönungsmesse“ zum Hochfest der Erscheinung des Herrn, Epiphanie (vulgo „Dreikönigstag“), dirigierte wie auch schon die „Spatzenmesse“ am Christtag der für den urlaubenden Andreas Pixner ein­springende Thomas Böttcher. Wir freuen uns, mit ihm zu arbeiten. Er ist Kapellmeister von Beruf und – nicht nur auf Grund seiner langjährigen Tätigkeit in St. Augustin – ein „alter Hase“ der Kirchenmusik. Mozarts „Große Credomesse“ am 9., Haydns „Theresienmesse“ am 16. und die Messe in D von Otto Nicolai am 30. wurden dann wieder von Andreas Pixner geleitet.

Nikolaimesse am 30.1.: Cornelia Horak, Martina Steffl, Angelo Pollak, Klemens Sander

Im Februar brachten wir zunächst die „Piccolominimesse“ von Mozart, dann die Messe in B-Dur von Schubert, sowie die „Nicolaimesse“ von Haydn. Die Auswahl der Messen in der kalten Jahreszeit ist gar nicht so unproblematisch, denn es muss genau auf die Besetzung geachtet werden. Während die Streicher die Stimmung relativ einfach anpassen können, vertragen Instrumente wie die Orgel und die Bläser die Kälte gar nicht gut, daher werden öfter Messen ohne Blasinstrumente ausgewählt.

Ganz spontan hat der Vorstand beschlossen, ein besonderes Zeichen für die Ukraine zu setzen und die Einnahmen aus der Kollekte der Messe am Sonntag, dem 13. März, komplett der Ukraine-Nothilfe über die Aktion „Nachbar in Not“ zu spenden. Es wurden 1.653 € gesammelt.

Der 5. Fastensonntag brachte insofern eine Besonderheit, als der frühere Kirchenrektor P. Gustav Schörghofer dieses Hochamt mit uns feierte. Wir freuten uns auf den charismatischen Prediger! Es dürfte geplant sein, dass er künftig 1x im Monat wieder in der Jesuitenkirche zelebrieren wird, um P. Fritzer ein wenig zu entlasten.

Das Hochamt zum höchsten Feiertag des Kirchenjahres wurde dieses Jahr wieder vom „Consortium Musicum Wien“ gestaltet, und die Chorvereinigung übernahm dann den Weißen Sonntag, 24. April, festlich mit Mozarts Missa Solemnis KV 337, die zuletzt vor drei Jahren zu hören war. Am 1. Mai schließlich folgte wieder Haydns „Nikolaimesse“, deren äußerst intensives und inniges Incarnatus/Crucifixus jedes Mal aufs Neue erschüttert.

Mit den Messen des Monats Mai bewegten wir uns in der musikalischen Welt eines eng umgrenzten Zeitraums der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts: Alle im Mai aufgeführten Messen sind zwischen 1770 und 1777 entstanden. Das ist keine „schwere“ Musik. Amadé Mozart bürgt für Leichtigkeit und Heiterkeit bei kompositorischer Genialität, Joseph Haydn bringt einerseits pastorale Einfachheit und Frömmigkeit, andererseits aber auch musikalischen und theologischen Tiefgang, wie z. B., unerwartet, im Crucifixus seiner sonst so „leichtfüßigen“ Nikolaimesse.

In Ukraine herrscht Krieg. Wir machen schöne Musik. Immer wieder erhebt sich die vorwurfsvolle Frage: Kann man denn einfach „geistliche Unterhaltungsmusik“ machen, wo doch die Gräuel des Krieges täglich und stündlich in unsere Wohnzimmer geliefert werden? Darf denn die Kunst die Augen verschließen vor dem Schrecklichen in der Welt? Kann man nach Auschwitz überhaupt noch Gedichte schreiben?

Eine abschließende Antwort auf solche Fragen gibt es nicht.

19.6.: Paukenmesse

Im Juni brachten wir abermals vergleichsweise „kleine“ Messen zur Aufführung, wie Spatzenmesse, Große Credomesse und Schuberts Messe in G zur Aufführung. Einen feierlichen Schlußpunkt wurde mit der „Paukenmesse“ am 19.6. gesetzt. „Missa in tempore belli“ hatte sie Haydn genannt; er hatte sie angesichts der herannahenden Truppen Napoleons komponiert. „Messe in Zeiten des Krieges“ – unvorstellbar mitten in Europa wird ein Land von einem übermächtigen Feind bombardiert.

Mitte Juni wurde der renovierte Arkadenhof der Akademie der Öffentlichkeit übergeben. Man konnte nur staunen, was aus dem grauen, unscheinbaren Innenhof geworden ist! Ein freundlicher, einladender Platz zum Verweilen. Angeblich hatte der umfassende Umbau des großen, 4-stöckigen Baukomplexes „Akademie der Wissenschaften“ (ehemals „Alte Universität“, im Eigentum der Republik, wie auch die Jesuitenkirche) nach denkmalschützerischen, feuerpolizeilichen und behindertengerechten Auflagen 30 Mill. Euro gekostet.

Am 30. Juni feierten wir in diesem neu-gestalteten Innenhof unseren Saisonschluss – nach einem Jahr Corona-Pause – wieder mit einem fröhlichen Gartenfest bei Spanferkel und Fassbier und nahmen damit den Arkadenhof quasi in unseren Besitz.

Am 5. Juli verstarb unser Altobmann und Ehrenmitglied Dr. Otto Grumbeck nach längerer Krankheit, jedoch ganz unerwartet, im 85. Lebensjahr.

Er hatte der Chorvereinigung St. Augustin von ihrer Gründung 1993 an 16 Jahre als Vereinsobmann vorgestanden. In dieser Zeit gelang es Dr. Grumbeck, die zu Beginn höchst unsichere Zukunft des vormaligen Augustinerchors in sichere Bahnen zu lenken und diesem einzigartigen Unternehmen auch finanziell eine solide Basis zu geben, indem er sich unermüdlich und erfolgreich um Sponsorengelder bemühte, ohne welche die Chorvereinigung finanziell nicht hätte überleben können. Dabei half ihm seine weitreichende Vernetzung als Sektionschef des Wirtschaftsministeriums und der Umstand, dass er selbst jahrzehntelang im Chor aktiv als Bass mitgewirkt hatte, also qualifiziert für unsere Tätigkeit werben konnte. Seiner zahlreichen Verdienste wegen machte ihn die Chorvereinigung St. Augustin 2009 nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst zum Ehrenmitglied.

Sein Begräbnis fand am 23. Juli um 10:30 Uhr in Gloggnitz statt. Er wurde in der Einsegnungskapelle aufgebahrt, nach Feier der heiligen Seelenmesse eingesegnet und sodann im Waldfriedhof im Familiengrab zur letzten Ruhe bestattet.