W.A. Mozart: Große Messe in c-Moll

Sonntag, 15. November 2015
10:30 Uhr | Jesuitenkirche, Wien

Mitwirkende:

Chorvereinigung St. Augustin und Orchester

Offertorium:
Felix Mendelssohn Bartholdy – Wer bis an das Ende verharrt (aus dem Oratorium Elias)

Sopran 1: Cornelia Horak
Sopran 2: Johanna von der Deken
Tenor: Lorin Wey
Bass: Yasushi Hirano

Communio/Postludium:
Johann Sebastian Bach – „Schmücke dich, o liebe Seele“/Fuge in g-Moll

Orgel: Roman Hauser

Dirigent: Andreas Pixner

 

W.A. Mozart (1756-1791), Große Messe in c-Moll KV 427

Die c-Moll-Messe KV 427 (früher 417a), ist ein Monumentalwerk, das den Rahmen der bisherigen Messkompositionen Mozarts sprengte. Nicht nur Bach, mit dem er sich in jener Zeit beschäftigte, steht hinter diesem Werk, die Italiener des 18. Jahrhunderts erscheinen gleichfalls transfiguriert. Die Fugen am Ende des „Gloria“ und des „Sanctus“ zeigen, in welch hohem Maße Mozart den kontrapunktischen Stil mit eigenem Geist erfüllt hat. Die „Große Messe in c-Moll“ ist Mozarts ehrgeizigste Komposition in dieser Gattung.

Wie sein großes letztes kirchenmusikalisches Werk, das Requiem KV 626, ist auch die Große Messe in c-Moll ein Torso geblieben und wurde von Mozart nicht vollendet. Weite Strecken des „Credo“ und das ganze „Agnus Dei“ fehlen.

Hervorstechendstes Merkmal der c-Moll-Messe ist ihre stilistische Vielfalt.

Das Kyrie beginnt mit fünf Takten Orchestereinleitung. Über einer klagenden chromatischen Abwärtsbewegung der Bässe, dem klassischen „Lamento-Gang“, erhebt sich der Ruf der Posaunen (Rufer zum jüngsten Gericht) und führt zum Choreinsatz.

Das Gloria hat eine Spieldauer von fast 30 Minuten und ist in der Tradition der einstigen „Kantatenmesse“ in sieben Einzelsätze gegliedert, die folgenden symmetrischen Aufbau erkennen lassen: „Jubelchor“ – Solo – „Schreckenschor“ – Duett – „Schreckenschor“ – Terzett – „Jubelchor“.

Das Italienische lebt vor allem im Sopransolo des Laudamus te , dem Duett der beiden Soprane des Domine Deus mit der feinsten kontrapunktisch-obligaten Streicherbegleitung und dem konzerthaften Terzett des Quoniam .

Der gewaltige Anruf des Jesu Christe , die Fuge über das Cum sancto spiritu sind Sätze, von denen sowohl der barocke Prunk wie der kontrapunktische, „gelehrte“ Schulstaub völlig abgefallen sind, und das gilt in vielleicht noch höherem Maß von dem Sanctus und der Doppelfuge des Osanna .

Das „ Qui tollis “ für Doppelchor, g-Moll, mit schwerster Orchesterbegleitung, in breitestem Tempo, ist ganz offenbar in seiner abwärtsziehenden Chromatik entstanden unter der Vorstellung des Erlösers, der unter der Last des Kreuzes und unter Geißelhieben nach Golgatha zieht – es ist ein Satz ebenbürtig dem Kyrie der h-Moll-Messe Bachs.

„Die Wendung von g-Moll zu Es-Dur am Ende des Qui tollis ist für mich eine der atemberaubendsten Passagen Mozarts überhaupt.“ (Zitat Hildesheimer)

Zum größten Stein des Anstoßes für Puristen der Kirchenmusik ist das „ Et incarnatus “ im Credo geworden, eine Sopran-Arie mit Streichern, drei obligaten Bläsern und obligater Orgel. Es ist ein Weihnachtsgesang, Vorstellung der Krippe, in der das göttliche Kind liegt, angebetet von der Jungfrau, im Hintergrund die musizierenden Engel; von überwältigender Süßigkeit und Naivität.

Über die Gründe warum Mozart die Arbeit an der Messe eingestellt hat, wurde viel gerätselt. Es mögen mehrere Ursachen dafür verantwortlich sein – vielleicht schon der schmerzliche Tod des kaum zwei Monate alten Sohnes Raimund Leopold am 9. August 1783 oder die von Kaiser Joseph II. eingeführten Beschränkungen der Kirchenmusik, die kaum Hoffnung auf weitere Aufführungen zuließen, vielleicht aber auch eine Abwendung Mozarts vom dogmatischen Katholizismus hin zur Freimaurerei im Jahr 1784.

Im März 1785 hatte Mozart sich an einem Konzert der Musiker-Sozietät mit einer Komposition zu beteiligen. Dafür verwendete er das Kyrie und Gloria dieser Messe. Aus der Messe wurde ein Oratorium mit dem Titel „Davide penitente“, KV 469, der „Reuige David“, dessen italienischer Text von Saverio Mattei stammt.