Newsletter Dezember 2023

Die Chorvereinigung St. Augustin hat mit dem Christkönigssonntag das Kirchenjahr in ganz besonderer, sehr erfreulicher Weise abgeschlossen. „Sehr erfreulich“ soll heißen, dass die Mitfeiernden, die drei konzelebrierenden Jesuitenpatres, die Musizierenden, die solistisch oder chorisch Singenden, ja und sogar der Musikalische Leiter in einem Zustand des Hochgefühls („Schweben ist in der Jesuitenkirche der Normalzustand“, ich zitiere P. Gustav Schörghofer) die Kirche verließen. Einige Jahre hatten wir nun Schuberts Es-Dur-Messe, konstitutives Stammrepertoire des Chores, entbehren müssen. Diese durch und durch geglückte Aufführung erinnerte wieder daran, dass wir zwar jeden Sonntag großartige Musik machen dürfen, aber manche Werke sind halt einfach etwas ganz Besonderes und überwältigen sogar die „Profis“. Zu Schuberts Großer Messe in Es durfte ich ja im letzten Sonntag aufliegenden Handzettel ausgiebig fabulieren: dieses im besten Sinne dilettantische Werk (gemeint sind meine Ausführungen) hält sicherlich nicht allen musikwissenschaftlichen Kriterien stand, aber wess’ das Herz voll ist, dess’ geht der Handzettel über. Viele haben ihn nach der Messe mitgenommen. Über Rückmeldungen würde ich mich freuen.
Aus den Messen der Adventzeit ragt Haydns Theresienmesse heraus: am Marienfeiertag dürfen auch Pauken und Trompeten mit dabei sein, bevor es zu den weiteren Adventsonntagen wieder etwas beschaulicher wird. Um das Weihnachtsfest herum macht die Chorvereinigung Ferien. Früher einmal – muss wohl vor der Pandemie gewesen sein – wurde die Mitternachtsmette traditionell von uns mitgestaltet. Das hat sich dann aufgehört. Ob diese Tradition wieder aufleben kann oder soll, wird sich zeigen.
Die Weihnachtspause endet für uns am Hochfest der Erscheinung des Herrn, vulgo „heilige drei Kenich“, mit der sehr pastoralen Messe in F von Diabelli. Wenn Sie sich entsprechend warm anziehen, kann auch diese Messe in unserer ungeheizten Kirche für Sie ein wahrer Genuss werden. Es war ja eh viel zu lange viel zu warm.
Damit möchte ich Ihnen allen namens der Chorvereinigung schon am Beginn des Advents ein gesegnetes Weihnachtsfest wünschen. Damit könnte ich es in diesem Vorwort bewenden lassen – aber es wäre unehrlich, nicht auch zu sagen, dass es mir sehr schwer fällt, die Menschwerdung Gottes unbeschwert zu feiern, während in unserer östlichen Nachbarschaft und im sogenannten heiligen Land – und vielen anderen, weniger beachteten Schauplätzen – Menschen einander das Schlimmste antun, was abgrundtiefer Hass so an Unvorstellbarem hervorbringt. Wir sind unglaublich konsequent und erfolgreich damit, einander die Hölle auf Erden zu bescheren. Das hört wohl nie auf, bis… – daran sollten wir denken, wenn wir das nächste Mal das „Dies irae“ im Requiem singen. Man könnte wirklich an Krieg und Elend verzweifeln. Doch Musik ist ein Überlebensmittel. Sie ist kein „Opium des Volkes“, solange sie uns nicht einlullt, sondern stärkt und mobilisiert, Freude, Kraft und Zuversicht weiterzugeben. – In diesem Sinne: eine frohe Weihnachtszeit!

Martin Filzmaier

 

Sonntag, 3. Dezember 2023, 1. Adventsonntag:
J.
G. RHEINBERGER: „Missa Sanctae Crucis“, Messe in G-Dur op. 151 (1882)

Josef Gabriel Rheinberger, geb. 1839 in Vaduz, gest. 1901 in München. Schüler von J.G. Herzog, J.J. Maier und Fr. Lachner. Gilt als einer der bedeutendsten Lehrerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts; wirkte ab 1859 als Lehrer an der Königlichen Musikschule in München, später als Professor für Komposition und Orgel; 1877 Hofkapellmeister. Aus seinem umfangreichen Opus ragen die 20 Orgelsonaten hervor; wertvoll sind neben den Kammermusikwerken auch seine geistlichen und weltlichen Chorwerke.
Rheinberger komponierte die Missa Stae Crucis op. 151 im September 1882. Sie enthält einprägsame, wunderschöne Motive und vermeidet extreme Stimmlagen. Die einzelnen Sätze sind harmonisch reich gestaltet, mit viel Sinn für Klang und mit den für Rheinberger typischen überraschenden Modulationen.
Der Beiname der Messe ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Rheinberger die Komposition 1883 selbst erstmals in der Karwoche in der Allerheiligen Hofkapelle in München zur Aufführung brachte. Später führte er die „Missa in G-Dur“, wie sie auch schlicht genannt wird, auch außerhalb der Fastenzeit auf. Wie alle Werke dieses international nicht überaus bekannten Komponisten, bringt die Missa Stae Crucis starke Emotionen in den Diensten der Liturgie zum spannenden Ausdruck.
Zum Offertorium singt der Chor „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ von J.S.Bach. 

Freitag, 8. Dezember 2023, Mariä Empfängnis:
Joseph HAYDN „Theresienmesse“ Hob.XXII:12 (1799)

Auch diese Messe Haydns wurde am Autograph nur als „Missa“ bezeichnet, bekannt ist sie unter dem Beinamen „Theresienmesse“, was einen Bezug zur musikinteressierten Kaiserin Marie Therese, der zweiten Frau von Kaiser Franz II., Gönnerin von Joseph Haydn und auch von dessen Bruder Johann Michael, vermuten lässt. Bei einer Aufführung der Messe im Mai 1800 in Wien könnte die Kaiserin anwesend gewesen sein, und so die Namensgebung zustande gekommen sein. Die Komposition entstand von Juni bis September 1799 in Wien und Eisenstadt und fällt zwischen Haydns zwei großen Oratorien. Die erste Aufführung erfolgte vermutlich im September 1799 in Eisenstadt. 
Auffällig ist die relativ bescheidene Orchestrierung, da die Eisenstädter Hofkapelle immer noch in den Bläsern unterbesetzt war. Sie bestand damals lediglich aus sechs Sängerinnen und Sängern, sowie aus zehn Instrumentalisten, im Unterschied zu 40 Mitgliedern im Jahr 1790. Durch die Verwendung der Klarinetten, die überwiegend als colla-parte-Verstärkung eingesetzt sind, oder im Gloria und im Dona nobis einen trompetenartigen Duktus erhalten, erhält die Theresienmesse einen lyrisch-sanften Klangcharakter. Sie wirkt verhaltener und versöhnlicher als die Nelsonmesse, die im Jahr zuvor entstanden ist.
In der Partitur fehlt die Fagottstimme, auch wird kein konkreter Hinweis zu dessen Mitwirkung gegeben. Im Stimmenmaterial der Uraufführung findet sich allerdings eine Fagottstimme, die bis auf wenige Stellen keine Eigenständigkeiten erkennen lässt, sondern zur Verstärkung des Instrumentalbasses zum Einsatz kommt.
Wie in der Paukenmesse und der Nelsonmesse finden sich im Credo der Theresienmesse – sie wurde als einzige der sechs Esterházy-Messen zu Haydns Lebzeiten nicht gedruckt – Auslassungen des liturgischen Textes. Es betrifft die Textabschnitte „Et in unum Dominum Jesum Christum, Filium Dei unigenitum“ und „qui ex Patre Filioque procedit“, beides Aussagen über die zweite und dritte Göttliche Person. Die Begründungen dafür reichen von möglichen Gedächtnisfehlern Haydns bis hin zu freimaurerischen Einflüssen. Bekanntlich war Haydn 1785 in die Wiener Freimaurerloge „Zur wahren Eintracht“ aufgenommen worden. 

Diese Solisten musizieren mit uns: Monika Riedler, Martina Steffl, Daniel Johannsen und Felix Pacher.

Der Chor singt zum Offertorium „Ave Maria“ von Anton Bruckner.

Sonntag, 10. Dezember 2023, 2. Adventsonntag:
Franz SCHUBERT: Deutsche Messe, D 872 (1826)

Aus seinen letzten Lebensjahren stammt die sogenannte „Deutsche Messe“. Mehrere für den Gemeindegesang bestimmte „Gesänge zur Feier des heiligen Opfers der Messe“ von Johann Philipp Neumann (Prof. der Technischen Hochschule) vertonte Schubert für „gemischten Chor, Harmoniemusik, Orgel und Kontrabaß ad lib.“  Schubert hätte es sich wohl kaum träumen lassen, dass gerade dieses Werk (zwar in verschiedenen Bearbeitungen) zum beliebtesten Messgesang in den österreichischen Ländern werden sollte. Und als offiziell-kirchliche Huldigung kann gewertet werden, dass am Neujahrstag des Schubertjahres 1928 auf oberhirtliche Anordnung hin in allen Kirchen der Erzdiözese Wien dieses Werk mindestens bei einer Singmesse gesungen wurde.
(Friedrich Wolf im Booklet unserer CD)

 Sonntag, 17. Dezember 2023, 3. Adventsonntag:
MOTETTEN zur Adventzeit

Bei nur wenigen Gelegenheiten von Messfeiern im liturgischen Jahr singt der Chor nicht den üblicherweise vertonten Messtext der Teile Kyrie-Gloria-Credo-Sanctus/Benedictus und Agnus Dei, sondern umrahmt diese dann gebeteten Teile mit anderer Musik: das ist bei den Aufführungen von Schuberts und Michael Haydns Deutschen Messen der Fall, sowie je einmal in der Fasten- und in der Adventzeit, wenn liturgisch passende Motetten gesungen werden

Unsere Weihnachts-CD: Ein passendes Weihnachtsgeschenk

Eingeleitet wird das Programm von Motetten zum Advent wie „Tauet Himmel“, „O Heiland reiß die Himmel auf“ und „Maria durch ein‘ Dornwald ging“ im 4-stimmigen Chorsatz von Friedrich Wolf, dem Gründer des Chores, gefolgt von „Grad dort“ von Anton Heiller und „Stille Nacht“ in unserer berühmten 4-stimmigen Chorfassung.
Als Höhepunkt der CD darf die Sopran-Arie „Et incarnatus est“ aus der Messe in c-Moll von Mozart gelten. Der innige Charakter des “Et incarnatus“ vollzieht das Geheimnis der Geburt Christi nach. Durch die pastorale Instrumentierung mit Flöte, Oboe und Fagott zur Begleitung der Singstimme wird die Hirtenszene an der Krippe nachgezeichnet. Mozart hat hier eines der bewegendsten Werke seines gesamten Kirchenmusikschaffens und eine der schönsten Sopran-Arien überhaupt geschrieben.
Es folgen der Weihnachtsteil des „Messias“ von Händel und Weihnachtsmusik wie „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ von Praetorius, „Puer natus“ von Josef Rheinberger, „Vom Himmel hoch“ von J.S.Bach, „Mariä Wiegenlied“ und „Schlaf wohl du Himmelsknabe“ von Max Reger, sowie „Panis angelicus“ von César Franck.
Eine besondere Rarität ist die Kantate „Laufet ihr Hirten“ von Michael Haydn, geschrieben für Sopran-Solo, Chor und Streicher, in der es dem Komponisten gelungen ist, die bäuerlich-dörfliche Atmosphäre für die weihnachtliche Kunst einzufangen.
Die Zusammenstellung der CD folgt gleichsam einem dramatischen Aufbau vom Ruf nach dem Erlöser bis zum Wunder der Heiligen Nacht. Als fulminanten Abschluss haben wir das „Alleluja“ aus der Motette „Exsultate, jubilate“ KV 165 von Mozart gewählt. Diese populär gewordene Alleluja-Melodie ist ein hinreißendes Meisterwerk mit höchsten gesangstechnischen Anforderungen, das uns ahnen lässt, wie nahe einander damals (1773) Theater und Kirche waren.
Das Bild am Cover der CD zeigt die Krippe der Pfarrkirche Fulpmes in Tirol (bemalte Bretterkrippe, 18.Jhdt), die immer zur Weihnachtszeit über dem Hochaltar aufgestellt wird.

Chor und Orchester der Chorvereinigung St. Augustin,
Leitung: Friedrich Wolf, Andreas Pixner
Solisten: Cornelia Horak, Ildiko Raimondi (Sopran), Gabriele Sima (Alt), Gernot Heinrich (Tenor)
Diese CD kann an der Kirchentüre nach den Sonntagsgottesdiensten erworben
oder über unsere Homepage bestellt werden. Preis der CD: € 18, 3 Stück: € 48

Vorankündigung:
Samstag, 6. Jänner 2023, Dreikönigstag:
Anton DIABELLI – „Pastoralmesse in F-Dur“
Solist*en: Cornelia Horak, Katrin Auzinger, Thomas Ebenstein und Klemens Sander