Unsere Messen im Advent

Adventkrippe

NEWSLETTER DEZEMBER 2019

Liebe Freunde der Kirchenmusik!
Sehr geehrte Damen und Herren!

Wir beginnen den Advent mit Josef Rheinbergers Missa St.ae Crucis in G-Dur am 1. Dezember. Sodann folgt am 8. Dezember zu Mariä Empfängnis Mozarts „Waisenhausmesse“. Am 3. Advent­sonntag bringen wir die „Deutsche Messe“ von Franz Schubert, bekannt nicht nur durch „Wohin soll ich mich wenden“. So richtig advent­lich stimmen wir Sie am 4. Adventsonntag mit wundervollen a-capella-Motetten.

Wie jedes Jahr vereinen sich in der Heiligen Nacht Chor, Orchester und Solisten der Chorvereinigung St. Augustin mit vielen hundert Menschen, die in der Jesuitenkirche die Mitternachtsmette (die auch wirklich um Mitternacht stattfindet) feiern wollen, zu einem großen, gemeinsamen Fest. Gesungen wird Mozarts Krönungsmesse.

Weihnachts-CD-coverJetzt ist auch die beste Gelegenheit, auf unsere Weihnachts-CD hinzuweisen: Musikstücke der Advents- und Weihnachtszeit sind eingebettet in Mozarts „Krönungsmesse“. Eingeleitet wird das Programm der CD von Motetten zum Advent wie „Machet die Tore weit“ von Hammerschmidt, „Nun komm, der Heiden Heiland“ von Vulpius, „Ave Maria“ von Arcadelt und „Es ist ein Ros entsprungen“ von Praetorius. Die „Krönungsmesse“ von Mozart wird umrahmt von Weihnachtsmusik wie „Puer natus“ von Josef Rheinberger, „Vom Himmel hoch da komm ich her“ von J. S. Bach, „Mariä Wiegenlied“ und „Schlaf wohl du Himmelsknabe“ von Max Reger, sowie „Panis angelicus“ von César Franck. Eine besondere Kostbarkeit ist die Kantate „Laufet ihr Hirten“ von Michael Haydn, geschrieben für Sopran-Solo, Chor und Streicher. Die herzige Hirtenkantate bezaubert durch ungekünstelte und volkstümliche Art in den Chorsätzen, während die neapolitanischen Koloraturen der Sopran-Arie auf die hohe Kunst dieser Zeit hinweisen. Natürlich darf „Stille Nacht“ in unserer bekannten vierstimmigen Chorfassung nicht fehlen.

Sonderpreis für diese CD zur Weihnachtszeit:
1 Stück € 15,- 3 Stück € 40,-
Sicherlich ein schönes Weihnachtsgeschenk! Nach jedem Gottesdienst in der Jesuitenkirche können Sie unsere Weihnachts-CD erwerben, bestellen Sie im Internet über unsere Homepage ( Christmette in Wien ) oder telefonisch unter 0664-336 6464.

Bruckner e-Moll CD-coverWir dürfen Ihnen auch eine ganz neue CD präsentieren: die Messe in e-Moll von Anton Bruckner. Diese Messe stellt zweifellos den Höhepunkt unseres gesamten Repertoires dar, was den Anspruch an die stimmlichen Qualitäten der Mitwirkenden anlangt.
Wir fanden die Aufführung der Messe im November letzten Jahres besonders gelungen und für alle beglückend. Doch bleibt die nun auf CD vorliegende Aufnahme eine Live-Aufnahme, was bei dieser Messe ein ganz besonderes Wagnis darstellt. Wir präsentieren Ihnen mit der Aufnahme aus dem wunderbaren Hochamt vom 18. November 2018 in der Wiener Jesuitenkirche dieses großartige, ja überwältigend schöne Werk in einem Wurf.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch im Advent in der Jesuitenkirche!

Hartwig Frankl, Obmann

Sonntag, 1. Dezember 2019, 1. Advent
J. G. Rheinberger: „Missa St.ae Crucis“, Messe in G-Dur op. 151 (1882)

Der 1839 in Vaduz geborene Josef Gabriel Rheinberger zeigte schon früh ungewöhnliche Musikalität. Er versah bereits als Siebenjähriger den Organistendienst in seinem Heimatort. Nach erstem Musikunterricht 1844 in Vaduz und 1849 in Feldkirch/Österreich zog Rheinberger mit 12 Jahren in die Wahlheimat München und besuchte dort bis 1854 das Münchner Konservatorium, wo er seine Kommilitonen bald überflügelte und bereits zahlreiche Werke schuf. Als er 19 Jahre alt war, bot ihm das Konservatorium eine Dozentur für Klavier, 1860 für Harmonielehre, Kontrapunkt und Musikgeschichte an, die er bis kurz vor seinem Lebensende ausübte. 1853 bis 1867 war er Organist an verschiedenen Münchner Kirchen. Er war als Kompositionslehrer am Münchner Konservatorium eine Kapazität von internationalem Rang. Zu seinen Schülern zählten unter vielen anderen Engelbert Humperdinck, Ermanno Wolf-Ferrari und Wilhelm Furtwängler sowie eine ganze Generation junger US-amerikanischer Komponisten. Rheinberger gehörte zu den erfolgreichen Komponisten seiner Zeit, an den Verleger, Musiker und Chöre mit Kompositionsaufträgen herantraten. Als Hofkapellmeister des bayerischen Königs Ludwigs II. nahm er eine zentrale Position innerhalb der katholischen Kirchenmusik in Deutschland ein. Er komponierte lateinische Messen und Motetten, die in ihrer Unabhängigkeit von den einengenden Vorschriften der cäcilianischen Kirchenmusikreformer seiner Zeit wegweisend waren. Die meisten Sakralwerke entstanden in Rheinbergers letzter Schaffensphase. Rheinberger wurde in München bestattet. Nach Zerstörung der Grabstätte im Zweiten Weltkrieg wurden die Gebeine Rheinbergers und seiner Gattin 1949 nach Vaduz überführt und in einem Ehrengrab auf dem Friedhof der Pfarre St. Florin beigesetzt.
Rheinberger komponierte die Missa St.ae Crucis op. 151 im September 1882 während eines Sommerurlaubs in Wildbad Kreuth. Sie enthält einprägsame, wunderschöne Motive und vermeidet extreme Stimmlagen. Die einzelnen Sätze sind harmonisch reich gestaltet, mit viel Sinn für Klang und mit den für Rheinberger typischen überraschenden Modulationen. Der Beiname der Messe ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Rheinberger die Komposition 1883 selbst erstmals in der Karwoche in der Allerheiligen-Hofkapelle in München zur Aufführung brachte. Später führte er die „Missa in G-Dur“, wie sie auch schlicht genannt wird, auch außerhalb der Fastenzeit auf. Wie alle Werke dieses international nicht überaus bekannten Komponisten, bringt die Missa St.ae Crucis starke Emotionen im Dienste der Liturgie zum spannenden Ausdruck.
Zum Offertorium singt der Chor „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ von J. S. Bach.

Sonntag, 8. Dezember 2019, „Mariä Empfängnis“, 2. Advent
W.A. Mozart (1756-1791), Missa solemnis c-Moll, „Waisenhausmesse“ KV 139

Mozart hat die Messe 1768 für den feierlichen Gottesdienst zur Einweihung der Waisenhauskirche komponiert. Lange hat man geglaubt, sie sei verschollen, während man für die Missa solemnis in c-Moll, KV 139, keinen Kompositionsanlass oder Verwendungszweck kannte. Selbst die Mozartforschung wollte nicht wahrhaben, dass ein Zwölfjähriger ein solches Meisterwerk geschaffen hat (deshalb hat diese Messe auch in Köchels chronologisch geplantem Verzeichnis eine höhere Nummer erhalten, als ihr zusteht). Man hat auch daran gezweifelt, ob das Musikensemble eines Waisenhauses ein so ansprechendes Werk überhaupt hätte zur Aufführung bringen können. Inzwischen weiß man aber aus zeitgenössischen Quellen nicht nur genug über den hohen künstlerischen Standard der Kapelle des Waisenhauses, sondern auch über die Besetzung. Für die Kirchenmusik standen im Sopran sechs Knaben und 14 Mädchen zur Verfügung, für den Alt acht Knaben und vier Mädchen. Tenor und Bass wurden mit den im Haus angestellten Lehrern besetzt. Für die Instrumentalbesetzung konnte aus 21 Geigern und Bratschisten, 2 Cellisten und 2 Kontrabassisten, 12 Oboisten, 2 Flötisten, 7 Fagottisten, 16 Hornisten, 19 Trompetern, 3 Posaunisten und 3 Paukisten gewählt werden. Diese Fülle an Ausführenden muss für den Knaben Mozart eine neue, bisher ungeahnte kirchenmusikalische Erfahrung gewesen sein. Demnach hat er die Posaunen nicht nur – wie in Salzburg üblich – mit dem Alt, Tenor und Bass des Chores mitspielen lassen, sondern ihnen im Kyrie, im „Et incarnatus est“ des Credo und im Agnus Dei auch obligate, ja solistische Partien anvertraut, was in der Wiener Kirchenmusikpraxis gerade bei diesen Textstellen eine verbreitete Tradition war. Das Kyrie ist nach der langsamen Einleitung dreiteilig (mit einem langsamen Mittelteil für das Soloquartett) gestaltet; Gloria und Credo vertont Mozart in sieben Sätzen verschiedenen Charakters und unterschiedlicher Besetzung. Damit folgt er dem Typ der sogenannten Kantatenmesse (KV 66 „Dominicusmesse“), der für eine Festmesse dieser Art verlangt war. Die Dramatik des „Et incarnatus est“ und des „Crucifixus“ wird sehr geschickt harmonisch unterstützt, manche Textstellen werden tonmalerisch ausgedeutet. Die umfangreiche Fuge des Gloria bringt nicht weniger als fünf Themendurchführungen, das Credo schließt mit einer Doppelfuge: Der Zwölfjährige zeigt souverän, was er kann (auch wenn Vater Leopold hier und da korrigierend und etwas lenkend eingegriffen hat und eventuell in manchen Details Erfahrungen aus einer seiner Messen eingeflossen sein könnten) . Für Vater Leopold war dieser Wien-Aufenthalt eine Enttäuschung, weil die von Wolfgang als Auftragswerk für den Hof geschriebene Oper „La finta semplice“ wegen verschiedener Intrigen nicht aufgeführt werden konnte. Umso wichtiger war für ihn die Verbindung zu P. Ignaz Parhammer, dem Leiter des Waisenhauses, und der Erfolg dieser Messe. „Die Messe“, wusste Leopold nach Salzburg zu berichten, „so am 7 Decem: vom Wolfgangl beym P:Parhammer in Gegenwart des Kayser:Hofes aufgeführt worden, und wobey er selbst den Takt geschlagen, hat dasjenige, was die Feinde durch Verhinderung der Opera zu verderben gedacht, wieder gut gemacht.“ Im Wienerischen Diarium [Wiener Zeitung] vom 10. Dezember 1768 war zu lesen: „Mittwochs den 7ten geruhten Ihre kais. Königl. Majest., in das Waisenhaus auf dem Rennweg sich zu erheben, um allda in der neu erbauten Kirche der ersten feyerlichen Gottesdienste beyzuwohnen. Die ganze Musik des Waisenchor bey dem Hochamte wurde von dem wegen seinen besonderen Talenten bekannten Wolfgang Mozart 12 jährigen Söhnlein des in fürstlich salzburgischen Diensten stehenden Kapellmeisters Hr. Leopold Mozart, zu dieser Feyerlichkeit ganz neu verfasset, mit allgemeinem Beyfalle und Bewunderung, von ihm selbst aufgeführet, mit der größten Richtigkeit dirigiret und nebst deme auch die Notetten gesungen.

(Aus: „Mozart Sakral“ 2006)


Als Solisten wirken mit: Monika Riedler, Annely Peebo, Alexander Kaimbacher und Günter Haumer.
Zum Offertorium singen wir das 7-stimmige „Ave Maria“ in F-Dur (1861) von Anton Bruckner.
Nach sechs anstrengenden Jahren bei Simon Sechter (Kontrapunktlehrer in Wien und Bruckners Vorgänger am Konservatorium) schrieb Bruckner am 26. März 1861 – endlich der Aufsicht des gestrengen Lehrers ledig – nicht ein kontrapunktisches Prunkstück, sondern ein Dankgebet, ein geheimnistiefes Dankstück. Verhalten hebt der Gruß an Maria an, erst in den Oberstimmen, dann im Männerchor. Der Name Jesu wird dreimal ausgesprochen – in tiefer Verbeugung und in strahlendem Glanz. Bei der Anrufung der Mutter Gottes „Sancta Maria“ wird menschliche Nähe und innere Bewegung spürbar: Die Harmonien überlagern sich, als wenn Seelenschichten nach oben drängten. Das kindliche Vertrauen des Komponisten klingt aus im sanften Abgesang „Ora pro nobis…“.
Erstmals erklang diese chorische Kostbarkeit im Linzer Dom unter Bruckners Leitung am 12. Mai 1861 zu einem Festgottesdienst der Liedertafel „Frohsinn“. Die Motette gilt heute als eine der schönsten Perlen der Chorliteratur.

Sonntag, 15. Dezember 2019, 3. Advent
Franz Schubert (1797-1828): Deutsche Messe, D 872

Gesänge zur Feier des Heiligen Opfers der Messe (Deutsche Messe F-Dur „Wohin soll ich mich wenden„)
Diese Sammlung, die später mit dem Titel Deutsche Messe versehen wurde, ist vermutlich Schuberts volkstümlichstes kirchenmusikalisches Werk. Entstanden ist sie 1827, ein Jahr vor Schuberts Tod, und zwar als Auftragswerk des Textautors Johann Philipp Neumann (1774-1849). Schubert erhielt dafür 100 Wiener Gulden. Ihre acht Teile und ein zusätzlicher Anhang wurden in zwei Fassungen komponiert, die bereits im Entstehungsjahr in Wien bei Anton Haykul gedruckt wurden: Einer ersten für vierstimmigen gemischten Chor und Orgel, und einer zweiten für vierstimmigen gemischten Chor, Bläser (2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen), Pauken und Kontrabass, mit Orgel ad libitum. Die beiden Autographen tragen keine Überschrift, die Druckausgabe wurde als „Gesänge zur Feier des heiligen Opfers der Messe“ veröffentlicht. Die Bearbeitung für Bläser (mit Orgel ad. lib.) deutet daraufhin, dass das Werk vermutlich ursprüng-lich für eine Verwendung im Freien gedacht war, oder für einen größeren Raum ohne Orgel. Diese Vermutung wird gestützt durch den Einsatz eines Kontrabasses, der die Unteroktave des Chor- und Bläserbasses spielt, die ansonsten von der Orgel übernommen worden wäre. Eine derartige Verwendung eines Kontrabasses ist schon bei den „Harmoniemusiken“ (den Bläsersätzen) der Wiener Klassik belegt. Allerdings hatten viele, vor allem kleinere süddeutsche und österreichische Orgeln des 18. und frühen 19. Jh. kein Pedal bzw. ein „angehängtes“ Pedal ohne eigene Register, das fest an das einzige Manual gekoppelt ist oder nur ein Pedal mit beschränktem Umfang; auch in diesem Fall war die Verwendung des Kontrabasses angeraten. Beide autographen Partituren – die der Orgelfassung ist im Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek, die der Bläserfassung ist heute in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek – zeigen einen nahezu identischen Orgelpart, der zudem auch mit dem Bläsersatz übereinstimmt. Man kann also davon ausgehen, dass Schubert sowohl an eine Aufführung nur mit Orgel, nur mit Bläsern, oder auch mit allem zusammen gedacht hat. Orgel- und Bläserfassung sind nahezu identisch, allerdings enthält die Bläserfassung in allen Sätzen mit Ausnahme des Sanctus („Heilig, heilig, heilig, heilig ist der Herr…„) zwischen den zwei bis vier Textstrophen kurze instrumentale Zwischenspiele. Die Instrumentierung ist in jedem Satz anders, abhängig von der liturgischen Aussage des jeweiligen Textes. So findet sich z.B. die volle Besetzung mit Pauken und Trompeten nur im Gloria („Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe…„) und gibt diesem besonderen strahlenden Glanz. Das innige Sanctus wird neben den Holzbläsern nur von Hörnern und Posaunen begleitet: Schubert war ein Meister in der Erzeugung einer fromm-emotionalen Stimmung. Allerdings gab es von kirchlicher Seite Vorbehalte gegen das neue Werk. Es wurde mit erzbischöflichem „Censur“-Protokoll vom 24. Oktober 1827 zwar „zugelassen“, jedoch nicht für den offiziellen Kirchengebrauch. Der Grund hierfür ist wohl in dem in diesen Jahren beginnenden Streit um die „wahre“ Kirchenmusik zu suchen, der im deutschsprachigen Raum zur Bewegung des Cäcilianismus geführt hat. Die Gesänge zur Feier des Heiligen Opfers der Messe waren also keineswegs eine „Messe“ im Sinne einer Vertonung des Ordinariums, noch waren sie als solche gedacht. Bei allen textlichen Freiheiten, die sich Komponisten des beginnenden 19. Jh. bei der Komposition von liturgischer Musik leisten konnten: Eine derartige Verwendung wäre vermutlich sogar den Urhebern zu weit gegangen. Nichtsdestoweniger erreichte die Sammlung rasch weite Verbreitung in Österreich, Süddeutschland und Schlesien und erlangte höchste Popularität. Aus diesem Grund wurden die „Gesänge“ etwa um 1850 für den uneingeschränkten kirchlichen Gebrauch freigegeben. 1928 schließlich, im 100. Todesjahr Franz Schuberts, verordneten die österreichischen Bischöfe, dass die nunmehr bereits als „Deutsche Messe“ bezeichnete Sammlung in allen Kirchen als Gemeindegesang zu singen sei. Auch in den katholischen Gegenden Deutschlands wurde diese Anordnung getroffen. Noch heute sind Teile der Deutschen Messe im Gotteslob, dem allgemeinen Gesangbuch der deutschsprachigen Katholiken, enthalten, und es gibt nur wenige Stücke darin, die sich bei den Gemeinden einer ähnlichen Popularität erfreuen. Leider umfasst das Gotteslob nicht alle Teile, und die übrigen nicht mit dem vollständigen Text. Der Grund ist vermutlich der, dass die Neumann’schen Texte, entstanden zwischen Aufklärung und Romantik, heute nur noch schwer in die Zeit passen.

(Kirchenmusik in Benediktbeuern)

Sonntag, 22. Dezember 2019, 4. Advent
Motetten zur Weihnachtszeit

Bei nur wenigen Gelegenheiten von Messfeiern im liturgischen Jahr singt der Chor nicht den üblicherweise vertonten Messtext der Teile Kyrie-Gloria-Credo-Sanctus/Benedictus und Agnus Dei, sondern umrahmt diese dann gebeteten Teile mit anderer Musik: das ist bei den Aufführungen von Schuberts und Michael Haydns Deutscher Messe der Fall, sowie je einmal in der Fasten- und in der Adventzeit, wenn liturgisch passende Motetten gesungen werden.

Christmette in der Heiligen Nacht: Dienstag, 24. Dezember, 24:00 Uhr
Krönungsmesse von Wolfgang Amadé Mozart (1756-1791)

Die erste nachgewiesene Komposition, die Mozart nach seiner Bestellung zum Salzburger Hoforganisten geschrieben hat, war die Missa in C-Dur, KV 317, im Autograph datiert mit 23. März 1779. Mit diesem Datum steht wohl außer Frage, dass sie für den auf den 4. April fallenden Ostersonntag dieses Jahres bestimmt war, eines der „festa pallii“ im Kirchenjahr, an denen der Erzbischof das Hochamt zelebrierte. In Umfang und Besetzung stimmt diese Messe genau mit den Anforderungen überein, die für die Kirchenmusik an einem „festum pallii“ galten. Oft wird die im März komponierte Messe mit dem im Juli gefeierten Jahrestag der Krönung des Wallfahrtsbildes in Maria Plain bei Salzburg in Zusammenhang gebracht. Das ist schon deshalb unmöglich, weil Mozart nie so lange im Voraus komponiert hat. Es ist nachgewiesen, dass der Name „Krönungsmesse“ in der Wiener Hofmusikkapelle aufgekommen ist und auf die Verwendung dieser Messe bei Krönungsgottesdiensten zurückgeht. Tatsächlich hat Hofkapellmeister Antonio Salieri für die Krönungsgottesdienste im Zusammenhang mit dem Regierungsantritt Kaiser Leopold II. in den Jahren 1790/91 in Frankfurt, Wien, Preßburg und Prag auch drei Messen von Mozart vorgesehen, nämlich die C-Dur-Messen KV 258, 317 und 337. Die Messe KV 317 wurde nach ihrer ersten Verwendung bei den Feierlichkeiten zur Krönung Leopold II. zum böhmischen König im September 1791 in Prag zur Krönungsmesse schlechthin.

Kein Wunder, denn schon der majestätische Charakter des Kyrie mit seinen feierlichen, punktierten Rhythmen im Andante-maestoso-Tempo hat wirklich imperiales Gehabe. Was Mozart am Ostersonntag 1779 dem Himmelsfürsten zugedacht hat, der den Tod überwinden konnte, passt – ohne alle Blasphemie – auch zur kirchlichen Handlung der Salbung eines weltlichen Fürsten. Weiters wird die Komposition von dem Wechsel zwischen majestätischem Jubel und ehrfürchtiger Devotion geprägt. Diese tritt im Mittelteil des Kyrie ebenso auf wie im dreitaktigen Piano-Zwischenspiel zwischen den Gloria-Rufen. Wenn nach den Textworten „propter magnam gloriam tuam“ (Deiner großen Herrlichkeit wegen) keine musikalische Steigerung mehr möglich ist, greift Mozart auf das Soloquartett und die geradezu pastorale Anmut solistischer Oboen zurück. Ähnliche Stimmungs- und Ausdruckswechsel lassen sich durch die ganze Messe beobachten, ebenso wie die Möglichkeit, die von Mozart verherrlichte himmlische Herrschermacht mit dem Glanz einer irdischen Herrschermacht zu assoziieren (etwa im Maestoso des Sanctus mit seinen feierlichen, punktierten Rhythmen aus der Tradition der barocken französischen Ouvertüre; danach tritt das Benedictus wieder in Devotion zurück). Dass das Agnus Dei ausschließlich dem Solo-Sopran anvertraut ist war eine absolut ungewöhnliche Idee Mozarts. Auch dazu muss man sagen: Eine in der Rezeptionsgeschichte zur Krönungsmesse gewordene Messvertonung muss ja einerseits unausgesprochene Erwartungshaltungen befriedigen und andererseits auch ungewöhnliches an sich haben.

(Aus: „Mozart sakral“ 2006)


Gemeinsam musizieren wir mit den Solisten Cornelia Horak, Katrin Auzinger, Gernot Heinrich und Markus Volpert.
Zum Offertorium hören Sie das „Laudate dominum“ aus Mozarts „Vesperae solennes de confessore“.
Es gehört mit seinem schwebenden Klangzauber, seiner berückenden Kantabilität und Poesie zum Schönsten Mozartscher Vokalkunst. Diese Vesper-Komposition war das letzte Werk, das er für seinen wenig geschätzten Auftraggeber, den Erzbischof von Salzburg, komponiert hat, bevor er sich als freischaffender Komponist in Wien niederließ. Der daraus entnommene wunderschöne Satz „Laudate Dominum“ wird auch oft allein aufgeführt.

Zur Kommunion freuen Sie sich auf „Mariä Wiegenlied“ von Max Reger (1873-1916), aus Schlichte Weisen op. 76, Text: Martin Boelitz (1874 –1918).

 

Zum Schluss singt der Chor „Stille Nacht“ in unserer beliebten vierstimmigen Fassung.