Grosse Messen im 2. Halbjahr
der Saison 2016/2017

Jesuitenkirche

NEWSLETTER FEBRUAR 2017

Liebe Freunde der Kirchenmusik!
Sehr geehrte Damen und Herren!

Unser Kirchenmusikprogramm 2017 bringt wieder viele wohlbekannte Werke aus dem unvergänglichen Schatz der Kirchenmusik. Es sind viele große Messen dabei: die doppelchörige Messe in Es-Dur von J.G. Rheinberger, große Messen von Schubert (Messe in B, Messe in Es), Puccini „Messa di Gloria“, Haydn (Heiligmesse, Paukenmesse, Nelsonmesse) und Mozart (Missa Longa, Krönungsmesse, Orgelsolomesse). Einer der Höhepunkte des Musikprogramms in der Liturgie wird wieder die Aufführung der unvollendeten c-Moll-Messe von Mozart sein, ein seltenes Ereignis, das von Musikfreunden sehr gesucht wird. Eine besondere Rarität ist die „Jubelmesse“ von C.M. Weber, die neu einstudiert wird.

 Als Abendkonzert präsentieren wir am 16. Mai um 19:30 Uhr erstmals das „Stabat Mater“ von Antonín Dvořák. Dieses komplexe spirituelle Werk stellt eine große Herausforderung an den Chor dar. Die religiöse Komponente kommt unmittelbar und bewegend zum Ausdruck, sodass das Werk wie ein klingendes Gebet zum Innehalten und ruhigen Betrachten einlädt. Auch der sakrale Rahmen der Jesuitenkirche und die wunderbare Akustik tragen dazu bei und machen es damit zu einem einzigartigen Ereignis, zumal es in einer Kirche selten zu hören ist. Der Kartenvorverkauf hierfür läuft ab sofort unter Tel. 0664-336 64 64, oder via eMail unter bestellung(at)chorvereinigung-augustin.com. Auch über unsere Homepage (https://www.chorvereinigung-augustin.com/service/) können Karten bestellt werden.

Mit besten Grüßen,
Hartwig Frankl, Obmann

 

Sonntag, 5. Februar 2017: W. A. Mozart (1756-1791) „Piccolominimesse“ KV 258
Mozart komponierte diese Missa brevis in C-Dur 1775 für vierstimmigen Chor, Soli und Orchester. Der durch Pauken und Trompeten entstandene feierliche Charakter der Messe wird durch später hinzugefügte Oboen-Stimmen weiter hervorgehoben. Dem Gebot der Kürze kommt große Beachtung zu. Einige Besonderheiten weist das stark komprimierte Schlussfugato des Gloria und das die Trinität darstellende Unisono im Credo auf. Das Benedictus stellt sich im Allegro mit voller Besetzung und vokaler Doppelchörigkeit gegen die leise und getragene Tradition dieses Satzes. Das Dona nobis pacem ist in die Gesamtform des Agnus Dei eingebunden.

Gelegentlich trägt die Missa brevis KV 258 den Beinamen „Piccolomini-Messe“, dessen Herkunft jedoch ungeklärt ist. In der Vergangenheit war die Messe auch unter dem Beinamen „Spaur-Messe“ bekannt. Leopold Mozart hatte am 28. Mai 1778 in einem Brief an Wolfgang Amadé eine Messe erwähnt, die dieser 1776 anlässlich der Konsekration von Ignaz von Spaur zum Weihbischof von Brixen komponierte. In der Mozart-Forschung herrschte lange Zeit Unsicherheit darüber, um welches Werk es sich bei dieser „Spaur-Messe“ genau handelte. Alfred Einstein bedachte die Messe KV 258 mit dem Spitznamen „Spaur-Messe“, ohne dies näher zu begründen. Neuere Forschung geht einhellig davon aus, dass es sich bei der „Spaur-Messe“ um die Messe C-Dur KV 257 handelt. Dies hatte der Musikwissenschaftler Alan Tyson 1987 durch Vergleiche der von Mozart verwendeten Notenpapiere plausibel machen können. Bestätigt wurde dies 2007 durch den Fund eines Stimmensatzes in Brixen mit handschriftlichen Eintragungen von Wolfgang Amadeus und Leopold Mozart.

Die Solisten sind Ursula Langmayr, Gerda Lischka, Alexander Kaimbacher und Markus Volpert.
Zum Offertorium hören Sie die Motette „Locus iste“ von Bruckner.

 

Sonntag, 12. Februar 2017: Franz Schubert (1796-1828) Messe in G-Dur
Auf der Partitur der Messe ist das Datum der Komposition vermerkt, nämlich vom 2. bis 7. März 1815. Spätere Hinzufügungen von 2 Stimmen für Trompeten und Pauken von Ferdinand Schubert, dem Bruder von Franz, werden heutzutage nicht mehr verwendet, und so wird die Messe überwiegend als schlichte Streichermesse, begleitet von der Orgel, zur Aufführung gebracht. Obwohl das Gloria tempo- und melodienreich und das Sanctus rhythmisch straff gefasst ist, kommt in der schlichten Einfachheit der Besetzung die wunderbare Harmonie dieser Messe – besonders im Kyrie und im Solistenterzett des Benedictus, vor allem aber im Agnus Dei, ganz besonders zum Vorschein. Dieser Messe wurden zunächst von Ferdinand Schubert Stimmen für 2 Trompeten und Pauken, später auch noch Oboen (oder Klarinetten) und Fagott hinzugefügt. Die melodische Schönheit der Komposition kommt aber in der schlichten Besetzung des Orchesters nur mit Streichern und Orgel am besten zur Geltung – siehe das Sopran-Solo im Kyrie, das Solo-Terzett im Benedictus und als Höhepunkt das aus 44 Takten bestehenden Agnus Dei.

Die Solisten sind Uta Schwabe, Lorin Wey und Markus Volpert.
Der Chor singt zum Offertorium „Die Himmel rühmen“ von Ludwig van Beethoven.

 

Sonntag, 26. Februar 2017: Joseph Haydn (1732-1809) „Nelsonmesse“
Missa in angustiis in d-Moll, Hob. XXII:11

Durch einen Vermerk auf dem Autograph kann die Komposition der Nelsonmesse in den Zeitraum zwischen 10. Juli und 31. August 1798 datiert werden. Griesinger berichtet, Haydn habe die Messe in einem Monat geschrieben, weil er damals „Krankheitshalber nicht ausgehen konnte“. Am 23. September 1798 erfolgte die Uraufführung in Eisenstadt.

In Haydns Entwurfkatalog wird das Werk als „Missa in angustiis“ (Messe in Zeiten der Bedrängnis) bezeichnet. Der Name bezieht sich vermutlich auf die herannahende napoleonische Bedrohung. Diese Deutung scheint wahrscheinlicher als der Versuch, die Namengebung auf die angegriffene Gesundheit Haydns zu beziehen. Der geläufige Name Nelsonmesse wird mit dem Besuch des englischen Admirals Lord Nelson in Eisenstadt im September 1800 in Verbindung gebracht, zu welchem Anlass die Messe erklungen ist. Die These, Lord Nelson habe als siegreicher Kriegsheld die Komposition angeregt, ist unwahrscheinlich. Für die auffälligen Militärsignale der Trompeten und Pauken, die die ungewöhnliche Benedictus-Vertonung bestimmen, findet sich eine zeitgenössische Erklärung: während der Komposition des Satzes habe Fürst Esterhazy die Nachricht bekommen, dass Lord Nelson die Franzosen besiegt hat, „von jetzt an habe er (Haydn) das Bild eines blasenden Kouriers nicht aus seiner Phantasie verdrängen können“.

Durch die Tonart d-Moll, eine ungewöhnliche Tonart für eine „Missa solemnis“, vermittelt das Kyrie, wie die anderen Sätze in dieser Tonart, einen ernsthaft strengen, beinahe furchteinflößenden Charakter, der von der Instrumentierung mit tiefen Trompetenstößen noch verstärkt wird. Dem gegenüber stehen die jubilierenden D-Dur Sätze von Gloria und Sanctus. Der erste Credo-Teil stellt Haydns kontrapunktische Meisterschaft unter Beweis: der liturgische Text wird als zweistimmiger Kanon in der Unterquint für zwei oktavierende Stimmpaare (Sopran/Tenor und Alt/Bass) vertont und im Autograph ausdrücklich mit „in canone“ überschrieben. Die überaus virtuose Fuge über das „Dona nobis“ ist eine der individuellsten Chorfugen Haydns.

Unter den späten Messen kommt die Nelsonmesse mit der sparsamsten Orchesterbesetzung aus. Die originale Instrumentierung mit Streichern, drei Trompeten, Pauken und Orgel ist ungewohnt klein. Grund dafür mag sein, dass Fürst Nikolaus II. vorübergehend die „Spieler der blasenden Musik verabschiedet“ hat. Haydn beschränkte sich deshalb auf die im Dienst verbliebenen Trompeten und Pauken und machte „den Verlust der anderen Blasinstrumente“ durch „eine obligate Orgelbegleitung und einen besonders reichen Streichersatz wett“. Die von Haydn autorisierte spätere Hinzufügung von Holzbläsern und Hörnern, denen die obligate Orgelstimme zu Grunde liegt, erstellte J. N. Fuchs, Haydns Nachfolger in Esterházy. Im Gegensatz zu den anderen späten Messen Haydns traf die Nelsonmesse nie der Vorwurf einer mangelnden kirchlichen Würde.

Als Solisten wirken mit: Cornelia Horak, Martina Steffl, Jan Petryka und Yasushi Hirano.
Zum Offertorium hören Sie „Du bist’s, dem Ruhm und Ehre gebühret“ von Joseph Haydn.

 

Sonntag, 5. März 2017: Michael Haydn (1737-1806) Missa Adventus et Quadragesimae MH 553
Johann Michael Haydn (geb. am 14. Sept. 1737 in Rohrau in Niederösterreich, gest. am 10. August 1806 zu Salzburg), der jüngere Bruder des großen Joseph, ist in der Musikwelt noch nicht voll gewürdigt, obschon auch Mozart seine weltlichen wie geistlichen Werke hoch einschätzte. Auch auf seinem ureigensten Gebiet – der Kirchenmusik – ist er noch nicht ganz erkannt. Was an dem Werk „Missa Adventus et Quadragesimae“ des Meisters besonders auffällt und sich aus seiner Stellung als Leiter von Kirchenchören leicht erklärt, ist seine Sorge um sogenannte Einlagen der Messe, sowie für Messkomposition selbst, die bei den bescheidensten Mitteln eine künstlerische Leistung ermöglicht und gleichzeitig den liturgischen Forderungen vollauf entspricht. Zu diesen zählt die vorliegende Messe (MH 553), 1794 komponiert. Die Titelbezeichnung weist schon darauf hin, dass wir es mit einer kurzen a-capella-Messe zu tun haben, die der Zeit entsprechend ein ernstes Gepräge trägt. Es ist nicht eine ausgesprochene Choralmesse, aber verwendet doch chorale Melodien.

Das Kyrie beginnt in dorischer Tonart, was dem antiken Charakter gerecht wird. Eine originale Chormelodie stellt das dem IV. Choralcredo entnommene Et incarnatus est dar, stellenweise in der Melodieführung abgeändert, und insbesondere mit Halbtönen versehen. Die Sopranstimme zitiert bei Et unam sanctam die Schlusskadenz des zweiten Choral-Credo. Die Messe zeichnet sich durch besondere Prägnanz aus. Der Text ist ohne Weitschweifigkeit großartig illustriert und bei allem Ernst klingt sie doch nicht herb und düster. Als Begleitung dient die Orgel.

Anton Maria Klafsky im Vorwort der Partitur